System: Haiku, Windows, Linux, Mac

Viele denken, es sei aufwändig, kleinere Spiele zu programmieren. Dabei kann es mit EGSL so einfach sein. Der Artikel zeigt auf, was es mit dem Interpreter auf sich hat und wie EGSL entstand. In einem ersten Beispiel wird gezeigt, wie man prinzipiell mit EGSL zweidimensionale Spiele programmieren kann.

Was ist EGSL?

EGSL steht für »Easy Game Scripting mit Lua« und ist ein Lua-Interpreter, mit dem zweidimensionale Spiele programmiert werden können. Der Interpreter ist in FreePascal implementiert und benutzt zur Grafik- und Soundausgabe SDL, SDL_gfx und SDL_mixer. Weitere Informationen dazu findet man auf der SDL-Seite.

Das Besondere an EGSL ist, dass der Interpreter zum einen mit einem einfachen Editor geliefert wird (ebenfalls in Pascal programmiert) und zum anderen die Funktionen an »klassische« BASIC-Dialekte angelehnt sind. Im Gegensatz zum bekannten Lua-Interpreter können mit EGSL eigenständige Programme erstellt werden. Dazu wird das Script an den EGSL-Interpreter gebunden und später nicht von der Festplatte nachgeladen, sondern direkt im Speicher ausgeführt. Wenn ein EGSL-Spiel weitergegeben wird, wird also immer der gesamte Interpreter mitgeliefert. Aufgrund der äußerst liberalen zlib-Lizenz stellt dies auch für eine eventuelle kommerzielle Nutzung kein Problem dar.

egslgame



Auf der EGSL-Seite steht der komplette Quellcode zum Herunterladen zur Verfügung (und natürlich komplette Installationsarchive). Die reine EGSL-Engine zuständig für Grafik, Sound und Eingabe ist im Archiv vorhanden, d. h. Pascal-Programmierer können damit, ganz ohne Lua lernen zu müssen, ein Spiel programmieren. Dabei ist Lua eigentlich sehr einfach zu erlernen, weswegen die Sprache auch gewählt wurde. Zum anderen ist der Interpreter aber auch sehr schnell und wird ebenfalls in kommerziellen Spielen (wie z. B. World of Warcraft) für Scripts eingesetzt.

Wie entstand EGSL?

EGSL entstand teilweise aus der Not heraus. Mir wollte keine der bekannten BASIC-Sprachen zur Spieleprogrammierung gefallen. Sei es, dass die Entwicklung nicht mehr weitergeführt wurde, die Interpreter zu langsam oder schlichtweg zu teuer waren oder keine Unterstützung für Linux angeboten wurde. Denn es war klar: Die Software musste auf Windows und Linux gleichermaßen und da dies die Hauptentwicklungsplattform ist auch auf einem 64-Bit-Linux funktionieren. Aktuell kommt für die Entwicklung Kubuntu 10.10 zum Einsatz. Und EGSL bietet genau diese Möglichkeiten: Ein Lua-Script ist ohne Änderung auf allen Plattformen lauffähig.

Installation von EGSL

Die Installation von EGSL gestaltet sich recht einfach, da auf der Internetseite fertige DEB-Pakete vorhanden sind. Diese installiert man am besten mit dem Paketmanager. Alternativ existieren auch zwei tar.gz-Archive, die in ein beliebiges Verzeichnis entpackt werden können. Dabei ist zu beachten, dass alle Dateien in dasselbe Verzeichnis entpackt werden, damit EGSL einwandfrei funktioniert.

Die EGSL-Entwicklungsplattform
(Die offizielle IDE ist zum Zeitpunkt dieses Artikels nicht für Haiku erhältlich)

Die EGSL-IDE ist ein minimalistischer Texteditor mit Syntax-Hervorhebung für Lua und die EGSL-Funktionen. Die Menüpunkte (in Englisch) dürften alle selbsterklärend sein. Mit der rechten Maustaste kann ein Popup-Menü aktiviert werden, das die gleichen Punkte enthält wie das Menü Edit, also Ausschneiden, Kopieren, Einfügen und Suchen. Die Suche funktioniert bisher nur vorwärts in dem jeweiligen Dokument.

egslide



Mit der Taste F5 kann ein Programm direkt ausgeführt werden, mit der Taste F7 wird die aktuelle Datei in ein ausführbares Programm umgewandelt.

Einführendes Beispiel

Ein einführendes Beispiel soll zeigen, wie man mit EGSL eine Grafik mittels der Pfeiltasten auf dem Bildschirm bewegen kann. Um alles recht einfach zu halten, wird als Grafik ein ausgefüllter Kreis (fillcircle) verwendet. Um das Ganze übersichtlicher zu gestalten, wird eine Lua-Tabelle mit dem Namen sprite verwendet, die in dem Beispiel als Struktur fungiert.

beispielprogramm



Zuerst wird ein Fenster geöffnet:

openwindow (640,480,32,"Hello World")


Dies sollte übrigens immer der erste Befehl sein, da damit das gesamte System von EGSL initialisiert wird. Geöffnet wird hier ein Fenster mit einer Auflösung von 640x480 Punkten, 32-Bit Farbtiefe und dem Titel »Hello World«.

Als nächstes wird der Timer eingestellt, damit auf allen Rechnern ein etwa gleich schneller Spielfluss abläuft:

setframetimer (80)


Der Frametimer gibt an, wie viele Bilder pro Sekunde maximal laufen dürfen. Im Gegensatz zu einem 3-D-Spiel will man nicht das maximal Mögliche aus dem System herausholen, sondern gibt eine Beschränkung an. Sonst könnte es sein, dass auf einem sehr schnellen Rechner das Spiel unspielbar wird, da die Logik zu schnell abläuft.

Damit das Sprite später »durchsichtig« wird, wird ein Colourkey gesetzt:

colourkey (0,0,0)


In dem Fall die Farbe Schwarz, d. h. der Rot-, Grün- und Blau-Anteil ist jeweils 0. Das Sprite wird mit der Größe 32x32 angelegt und der X- und Y-Position 320 und 240 positioniert:

sprite={}
sprite.image = createimage (32,32)
sprite.x=320
sprite.y=240


Als nächstes wird das Bild gezeichnet. Es soll ein gelber ausgefüllter Kreis werden:

startimagedraw (sprite.image)
    colour (255,255,0)
    fillcircle (16,16,15)
stopimagedraw()


Mit startimagedraw() beginnt man, auf einem zuvor erstellten Bild zu zeichnen; in diesem Fall sprite.image. Die Zeichenfarbe wird auf Gelb gesetzt, d. h. ein Rot- und Grünanteil von je 255 und ein Blauanteil von 0. Der Kreis wird mittels fillcircle() auf das sprite.image gesetzt an der X- und Y-Position 16. Der Radius beträgt 15 Bildpunkte.

Danach kann man die eigentliche Spielschleife beginnen lassen, wobei als erstes der Fensterinhalt gelöscht wird:

repeat
    cls()


Die Löschung geschieht übrigens bei jedem Durchlaufen, also mehrmals pro Sekunde. (In vorliegenden Fall 80 Mal, da der Frametimer auf 80 eingestellt wurde.)

Mittels...

    key=getkey()


...wird der Variablen key der ASCII-Wert der Funktion getkey() zugewiesen. Wenn keine Taste gedrückt wird, passiert natürlich nichts. Die Taste Escape beendet das Programm (siehe Ende der Repeat-Schleife weiter unten).

Für die Bewegung des gelben Kreises muss man die Pfeiltasten abfragen:

if keystate (274) then
        sprite.y=sprite.y+1
    end
    if keystate (273) then
        sprite.y=sprite.y-1
    end
    if keystate (275) then
        sprite.x=sprite.x+1
    end
    if keystate (276) then
        sprite.x=sprite.x-1
    end


Man sollte beachten, dass die Funktion keystate nichts mit der Funktion getkey() zu tun hat. keystate gibt vielmehr einen Booleschen Wert (wahr oder falsch) zurück, was es ermöglicht, mehrere Tasten gleichzeitig abzufragen. Ausführlich könnte die Tastenabfrage so aussehen:

if keystate (274) == true then


Danach wird das Sprite an der X- und Y-Position sprite.x und sprite.y gezeichnet:

 putimage (sprite.x, sprite.y, sprite.image)


Mittels...

wait (timeleft())


...wird dafür gesorgt, dass das Limit des Frametimers eingehalten wird. Der nächste Befehl...

 redraw()


...muss etwas genauer erklärt werden. In EGSL wird alles zunächst in den Doppelbuffer gezeichnet. Erst wenn redraw() aufgerufen wurde, ist der aktuelle Zustand sichtbar, d.h. ohne redraw() bleibt der Fensterinhalt schwarz. (Alternativ kann ab Version 1.4.0 die Funktion sync() benutzt werden ? sie fasst die zwei Funktionen wait() und redraw() zusammen.)

Das Ende der Repeat-Schleife bildet.

until key==27


Solange nicht die Taste Escape (entspricht Keycode 27) gedrückt wurde, läuft die Schleife weiter.

Der letzte Befehl im Programm sollte immer...

closewindow()


...sein, da hiermit der belegte Speicher wieder freigegeben und das SDL-System beendet wird. Danach kann wieder ein openwindow() folgen, das aber wiederum mit einem closewindow() beendet werden muss.

classicdemo



Dies war nur ein kleiner Einblick in das, was mit EGSL alles möglich ist. Wer schon einmal mit dem einen oder anderen BASIC-Dialekt gearbeitet hat, wird sich bei EGSL sicher schnell zurecht finden. Das Programm wird kontinuierlich verbessert, es lohnt sich also, öfter mal auf der Internetseite vorbei zu schauen. Leider ist die Dokumentation noch nicht ganz fertig, aber auch daran wird ständig gearbeitet.

Fazit

Wer gerne ein Computerspiel nach Retro-Art programmieren möchte, das eventuell auch multiplattformfähig sein soll, sollte einen Blick auf EGSL werfen. Aufgrund der Einfachheit der Lua-Programmiersprache liegen schnell erste Ergebnisse vor. Dabei eignet sich EGSL nicht nur für Spiele allein: Sogenannte Old-School-Demos mit Laufschrift sind ebenfalls im Nu programmiert.

Hilfe zu EGSL erhält man im (englischsprachigen) Forum. Bei entsprechendem Interesse ist es durchaus vorstellbar, dass ein deutschsprachiges Unterforum eingeführt wird.

Autoreninformation

Markus Mangold ist der Entwickler von EGSL. Er begann im Jahr 1984 mit dem Programmieren auf einem C64 und der Sprache BASIC. Bis heute ist vor allem das Entwickeln von 2-D-Spielen sein Hobby geblieben, am liebsten mit EGSL oder FreePascal.

Dieser Artikel ist in freiesMagazin 07/2011 erschienen. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.

Das Werk darf vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht werden, Abwandlungen und Bearbeitungen des Werkes müssen unter den gleichen Bedingungen weitergegeben werden. Der Name des Autors/Rechteinhabers muss in der von ihm festgelegten Weise genannt werden.


Referenzen:

 

Tutorial By Markus Mangold, Juli 2011
Made available by BeSly, the Haiku, BeOS and Zeta knowledge base.